Sie sollen Technologien ermöglichen, deren Anwendungspotentiale sich heute noch gar nicht abschätzen lassen: Ein Wissenschaftlerteam des Leibniz-IPHT steuert ein europaweites Forschungsvorhaben, um Faserlaser mit neuen Wellenlängen zu erschließen. Die leistungsstarken robusten Faserlaser sollen den bislang erreichten Spektralbereich deutlich erweitern und so neue Anwendungen in Medizin und Telekommunikation möglich machen. Die Europäische Union unterstützt das Projekt, an dem Forschungseinrichtungen aus Spanien, Polen und Großbritannien mitarbeiten, im Rahmen des Programms „FET Open“ mit dem Ziel, Ideen für radikal neue Zukunftstechnologien zu befördern. Dafür stellt sie in den kommenden vier Jahren knapp 3 Millionen Euro bereit, davon 900.000 Euro für das Leibniz-IPHT. 

„Wir freuen uns sehr, dass wir als einziger von Deutschland aus koordinierter Verbund den Zuschlag für dieses prestigeträchtige und hoch umkämpfte Programm erhalten haben“, sagt Dr. Matthias Jäger vom Leibniz-IPHT, der das Projekt „NCLas“ („Nanocrystals in Fiber Lasers“) leitet. Indem sie Nanokristallite in eine Faser einbauen, wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Bereiche erschließen, die für biomedizinische Anwendungen relevant sind, für die es aber bislang keine praxistauglichen Lösungen gibt. So zielt ein geplanter Faserlaser auf einen Spektralbereich, in dem Gewebe sehr transparent ist, so dass auch tief liegende Schichten sichtbar werden. Ein weiterer Faserlaser ist von hohem Interesse für die Telekommunikation, wo Informationen über die optische Faser übertragen werden. „Je mehr Wellenlängen der Laser erschließt, desto mehr Kanäle stehen hierfür zur Verfügung“, erläutert Matthias Jäger. „Darüber hinaus kann unsere Forschung den Weg bereiten für Anwendungsmöglichkeiten von optischen Fasern, die heute noch Zukunftsvision sind.“

Auch kommerziell besteht an der Erforschung neuer Faserlaser ein großes Interesse. „Sie sind derzeit das erfolgreichste Laserkonzept“, so Jäger, der am Leibniz-IPHT die Arbeitsgruppe „Aktive Fasermodule“ leitet. Die Gründe: Sie haben eine sehr gute Strahlqualität auch bei sehr hohen Leistungen, verursachen jedoch geringere Kosten und weniger Wartungsaufwand als Festkörperlaser. Außerdem ermöglichen sie kompakte, robuste und energieeffiziente Lichtquellen. Mit dem Jenaer Unternehmen Lasos Lasertechnik schlägt „NCLas“ bereits eine Brücke in die Wirtschaft. Die europäischen Forschungspartner des Projektes sind das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme Dresden, die Universität Kantabrien im spanischen Santander, die Wissenschaftlich-Technische AGH-Universität Krakau sowie die Universität Surrey in Guildford in England.

Mit dem Programm „FET Open“ („Future and Emerging Technologies“) fördert die EU unkonventionelle neue Forschungsideen im Frühstadium, die auf fundamentale Durchbrüche für neue Technologien abzielen. Dabei sollen bestehende Paradigmen hinterfragt und Forschung an der Grenze des Wissens ermöglicht werden. 375 Forschungseinrichtungen hatten Projekte eingereicht, davon wurden 38 ausgewählt.

Matthias Jäger koordiniert das europaweite Projekt zur Erforschung neuartiger Faserlaser am Leibniz-IPHT. Foto: Sven Döring/ Leibniz-IPHT

Matthias Jäger koordiniert das europaweite Projekt zur Erforschung neuartiger Faserlaser am Leibniz-IPHT. Foto: Sven Döring/ Leibniz-IPHT

Fluoreszierende aktive Faser in einem abstimmbaren FaserlaserFoto: Leibniz-IPHT

Fluoreszierende aktive Faser in einem abstimmbaren FaserlaserFoto: Leibniz-IPHT