Das Leibniz-Institut für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) in Jena ergänzt sein Forschungsportfolio um eine neue Arbeitsgruppe auf dem Gebiet der feldaufgelösten spektroskopischen Messverfahren, geleitet von PD Dr. Ioachim Pupeza. Für das Forschungsvorhaben „Laser-Based Infrared Vibrational Electric-Field Fingerprinting“ (LIVE) wird der Physiker zudem mit einem Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats (European Research Council – ERC) ausgezeichnet.

Dr. Ioachim Pupeza wechselt vom Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching ans Leibniz-IPHT, wo er ab Februar 2023 die neue Arbeitsgruppe „Feldaufgelöste optische Präzisionsmessverfahren“ aufbauen wird. Pupeza ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der feldaufgelösten Spektroskopie. Am Leibniz-IPHT will der Wissenschaftler die Technologie weiter verbessern und neue Anwendungen erschließen, wie zum Beispiel die labelfreie Zelldetektion und -sortierung mit hohen Geschwindigkeiten. Bereits jetzt ist Pupeza gemeinsam mit seinem Team fest in den Jenaer Wissenschaftsstandort integriert. Unter anderem engagiert er sich im Exzellenzcluster Balance of the Microverse sowie im Leibniz-Zentrum für Photonik in der Infektionsforschung (LPI).

Prof. Dr. Jürgen Popp, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-IPHT, zeigt sich sehr erfreut über die Verstärkung auf dem Gebiet der optischen Gesundheitstechnologien: „Wir heißen Dr. Pupeza herzlich willkommen. Die Etablierung seiner neuen Arbeitsgruppe ist eine strategische Maßnahme, mit dem Ziel die Bandbreite optischer Methoden in der Medizin signifikant zu erweitern.“ Besonders im Bereich der Infektionsforschung kann die feldaufgelöste Spektroskopie einen wichtigen Beitrag bei der Diagnostik und dem Monitoring leisten.

In seinem mit dem ERC Consolidator Grant geförderten Projekt „LIVE“ arbeitet Pupeza an der Entwicklung neuartiger Lichtquellen und einem innovativen Ansatz zur Aufnahme optischer elektrischer Felder. Ziel ist es, die Kontrolle über Licht auf der Ebene einzelner optischer Feldschwingungen, die Femtosekundenlaser und nichtlineare Optik bieten, zu nutzen, um derzeitige technologische Grenzen zu überwinden. Dabei sollen die Möglichkeiten des schwingungsspektroskopischen Fingerprinting hinsichtlich Empfindlichkeit, Spezifität und Durchsatz ausgeschöpft werden.

Ioachim Pupeza blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Meine Vision ist es, Instrumente zur diagnostischen Analyse biomedizinischer Proben wie Zellen, Gewebe oder Atemgas zu entwickeln. Ich gehe davon aus, dass mit der neuen Methode sowohl der Durchsatz drastisch erhöht als auch die individuelle Analysezeit verkürzt werden kann. Dadurch kann Patientinnen und Patienten in Zukunft noch gezielter und vor allem schneller geholfen werden.“

Das Projekt wird vom ERC über fünf Jahre mit einer Summe von rund zwei Millionen Euro gefördert. Darüber hinaus bietet die enge Zusammenarbeit innerhalb des Exzellenzclusters Balance of the Microverse und dem Universitätsklinikum Jena große Chancen bei klinisch relevanten Proof-of-Concept-Experimenten. Weitere Kooperationen sind mit der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Universität Wien und der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Vorbereitung.

Über die ERC-Förderung

Der Europäische Forschungsrat (European Research Council – ERC) wurde 2007 von der Europäischen Union initiiert und hat sich als global sichtbares, europäisches Förderprogramm für Spitzenforschung etabliert. 321 Forscherinnen und Forscher haben 2022 Consolidator Grants des Europäischen Forschungsrats erhalten. Die Fördermittel in Höhe von insgesamt 657 Millionen Euro sind Teil des EU-Programms Horizont Europa. Sie sollen exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die nach ihrer Promotion sieben bis zwölf Jahre Erfahrung haben, dabei unterstützen, ihre vielversprechendsten Ideen weiterzuverfolgen.

Über Balance of the Microverse

Der Exzellenzcluster Balance of the Microverse (Gleichgewicht im Mikroversum) widmet sich der Erforschung mikrobieller Gemeinschaften mit dem Ziel, ein ganzheitliches Verständnis für Mikroorganismen, ihre Interaktion und Kommunikation untereinander sowie mit ihrer Umwelt zu schaffen. Dabei untersuchen die Forschenden die mikrobiellen Konsortien von der molekularen Ebene bis hin zu komplexen Ökosystemen unter anderem mithilfe von modernen Bildgebungsverfahren. Aufbauend auf den Erkenntnissen können Lösungsansätze für die Erhaltung und Wiederherstellung mikrobieller Gleichgewichte entwickelt werden, die maßgeblich für die Gesundheit verschiedenster Lebenssysteme sind. Der Microverse-Cluster wird seit 2019 im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert. Er baut thematisch auf der Exzellenzgraduiertenschule Jena School for Microbial Communication auf und wird durch vier Sonderforschungsbereiche verstärkt. Neben fünf Fakultäten der Friedrich-Schiller-Universität Jena und dem Universitätsklinikum Jena sind am Exzellenzcluster acht außeruniversitäre Forschungseinrichtungen am Standort beteiligt.

Im Bild:
Dr. Pupeza mit einem Prototypen für die feldaufgelöste Spektroskopie im molekularen Fingerabdruckbereich, entwickelt in seinem Labor.
©Thorsten Näser