Vom Labor zum Patienten: Ralf Ehricht stärkt am Leibniz-IPHT die Umsetzung von der Forschung in die Praxis
Bis technologische Lösungen aus der Forschung zum Patienten gelangen, vergeht viel Zeit: Rund 14 Jahre dauert es im Durchschnitt bis zur Anwendung in der Praxis. Diesen Prozess der Translation von der Idee zum Produkt zu beschleunigen, ist ein wesentliches Ziel des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) in Jena. In der neu gegründeten Forschungsabteilung „Optisch-molekulare Diagnostik und Systemtechnologie“ arbeitet ein Team unter Leitung des erfahrenen Industrieforschers Ralf Ehricht an neuen Verfahren für die Diagnose von Infektionskrankheiten und gesellschaftlichen Gesundheitsrisiken. Ehricht, der zuvor als Projektleiter bei dem Jenaer Diagnostik-Unternehmen Abbott (Alere Technologies GmbH) tätig war, wurde von der Friedrich-Schiller-Universität Jena gemeinsam mit dem Leibniz-IPHT als Professor berufen. Seine neue Tätigkeit am Leibniz-IPHT, einem der weltweit führenden Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der optischen Gesundheitstechnologien, hat Ehricht im Dezember 2018 aufgenommen.
Von der Wirtschaft in die Wissenschaft: Für deutsche Verhältnisse ist es ein ungewöhnlicher Wechsel, den Ralf Ehricht nun vollzogen hat. Der Grund? „Neugier“, sagt der promovierte Biochemiker, der bei Alere Technologies, heute Teil des globalen Konzerns Abbott, seit 2006 den Forschungs- und Entwicklungsbereich „Machbarkeitsstudien“ leitete. Er verantwortete dort zwischenzeitlich die Fertigung der Plattformen ArrayTube und ArrayStrip, mit denen Genom-Analysen durchgeführt werden. „Mich reizt die Chance, am Leibniz-IPHT interdisziplinär und mit verschiedenen Technologien arbeiten zu können“, so Ralf Ehricht. Für zwei Forschungsschwerpunkte wird er Arbeitsgruppen aufstellen: „Wir wollen optisch-molekulare Werkzeuge für die klinische mikrobiologische Diagnostik und Epidemiologie von Infektionskrankheiten erforschen. Und wir wollen die Ergebnisse mit systemtechnologischen Lösungen verknüpfen und so in Verfahren mit einem hohen Technologie-Reifegrad überführen.“ Dabei will Ehricht eine Brücke schlagen zu Partnern aus der Industrie, mit dem Ziel, gemeinsam innovative und verfügbare Produkte für Diagnostik und Therapie umzusetzen.
Ein Ziel? Eine Impf-Ampel für jedermann
Damit stärkt das Leibniz-IPHT die Translation: die gezielte Umsetzung von Forschungsergebnissen in anwendungsfähige Lösungen — vom Labortisch ans Krankenbett. „So können wir Innovationen für die Diagnostik und Therapie schneller in den Gesundheitsmarkt bringen“, erläutert Jürgen Popp, wissenschaftlicher Direktor des Instituts. Ralf Ehricht erforscht Infektionskrankheiten und ihre Epidemiologie. „Wir wollen verstehen, wie Antibiotika-Resistenzen zustande kommen, um sie zu vermeiden.“ Dazu setzt er auf moderne bioinformatische Verfahren. Eine beispielhafte Vision, was er auf dieser Grundlage gern als nächstes entwickeln würde, hat Ralf Ehricht auch: eine Impf-Ampel. Verfügbare Tests für jedermann, mit denen man aus einem einzigen Tropfen Blut ablesen kann, ob ein Patient etwa gegen Mumps, Masern, Röteln, Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und andere impfpräventable Krankheiten noch immun ist oder welche Impfungen aufgefrischt werden sollten.
Um solche Point-of-Care-Anwendungen zu erforschen, die Ärzten und Patienten diagnostische Untersuchungen vor Ort anstatt über ein Zentrallabor ermöglichen, will Ralf Ehricht Lösungen mit Partnern aus der Industrie erarbeiten. Als Erfolgsmodell für die Zukunft sieht er den von ihm mit aufgebauten Forschungscampus InfectoGnostics in Jena, dem auch das Leibniz-IPHT angehört: eine öffentlich-private Partnerschaft, innerhalb derer mehr als 30 Vertreter aus Wissenschaft, Medizin und Wirtschaft marktreife Lösungen für die Infektionsdiagnostik erforschen und entwickeln. „Woran es in der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft oftmals fehlt, ist simple Sprachvermittlung“ beobachtet Ehricht.
Nach seiner Promotion am Institut für Molekulare Biochemie der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist Ehricht 1998 als einer der ersten Mitarbeiter bei der Clondiag Chip Technologies GmbH eingestiegen. Als wissenschaftlicher Projekt- und Gruppenleiter für die Assay-, Device- und Produktentwicklung wirkte er bis 2006 daran mit, das Jenaer Diagnostik-Unternehmen von fünf auf mehr als 550 Mitarbeiter aufzubauen. Begonnen hat das übrigens an einem Labortisch im Lasertechnik-Gebäude des Leibniz-IPHT: Dort startete Eugen Ermantraut Clondiag als Ausgründung aus dem Institut. Mit seinem Antritt am Leibniz-IPHT schließt sich für Ralf Ehricht damit ein Kreis. Und mit Eugen Ermantraut, inzwischen CEO der Firma Blink, arbeitet er heute ebenfalls wieder zusammen: „Um Produkte auf die Straße zu bekommen.“
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