Prof. Benjamin Dietzek, stellvertretender Direktor des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) und Professor am Institut für Physikalische Chemie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, erhielt gemeinsam mit seinem französischen Kollegen Dr. Vincent Artero den Preis „Forcheurs Jean-Marie Lehn“. Nobelpreisträger Jean-Marie Lehn persönlich verlieh gestern (18. Juni 2018) in der französischen Botschaft in Berlin den mit je 10 000 Euro dotierten Preis an beide Wissenschaftler.

Die Abteilung für Wissenschaft und Technologie der Französischen Botschaft in Deutschland (SST) würdigt mit der Auszeichnung die herausragende Zusammenarbeit von Dietzek und seinem Kollegen Artero von der Universität Grenoble auf dem Gebiet der künstlichen Photosynthese. Bereits seit 2012 forschen die beiden Wissenschaftler an lichtgetriebenen Katalysatorsystemen, mit denen sie Wasserstoff umweltfreundlich mittels Sonnenlicht aus Wasser erzeugen können. Das Design der molekularen Katalysatoren und deren Integration in photo-elektrochemische Zellen sind von der natürlichen Photosynthese inspiriert. „Das stellt uns vor mehrere Herausforderungen. Zum einen müssen wir Systeme herstellen, die in wässrigen Lösungen stabil sind und mit hoher Effizienz arbeiten. Andererseits sind die zugrundeliegenden Mechanismen und Reaktionsabläufe der Katalyse nicht vollständig aufgeklärt. Erst wenn wir die lichtgesteuerten Prozesse im Katalysator und an der Photokathode verstehen, können wir funktionierende Systeme für die lichtgetriebene Wasserstofferzeugung schaffen“, beschreibt Dietzek das Ziel des Wissenschaftler-Teams. Dieser zentralen Forschungsfrage geht der Physiker auch in dem seit Kurzem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereich/Transregio „CataLight“ nach, dessen Jenaer Sprecher Prof. Dietzek ist. 

Während die französische Gruppe um Vincent Artero die bioinspirierten Katalysatoren und Photokathoden herstellt, untersucht Dietzek in Jena mittels einer Vielzahl spektroskopischer Methoden die ablaufenden lichtinduzierten Prozesse. Das erfolgreiche Zusammenspiel von Synthese und Charakterisierung erlaubt es dem Forscher-Duo, die komplexen Struktur-Funktions-Beziehungen aufzuklären und daraus gezielt Vorgaben für das Design von effizienten photokatalytischen Systemen zur Wasserstofferzeugung abzuleiten. Derzeit untersucht ein gemeinsam betreuter Doktorand die zeitlichen Reaktionsabläufe in den Photoelektroden unter anliegender Spannung. Diese Arbeiten markieren einen Meilenstein in der Zusammenarbeit zwischen den Arbeitsgruppen der Preisträger und für das Verständnis der Reaktionsmechanismen in molekular-funktionalisierten photokatalytisch aktiven Elektroden. 

Die Preisverleihung fand am 18. Juni 2018 in den Räumlichkeiten der Französischen Botschaft in Berlin statt. Neben der Botschafterin Anne-Marie Descôtes und Professor Jean-Marie Lehn waren Vertreterinnen und Vertreter der deutschen und der französischen Akademie der Wissenschaften sowie der Deutsch-Französischen Hochschule und von privatwirtschaftlichen Partnern anwesend.  „Der Preis und das persönliche Treffen mit Jean-Marie Lehn sind eine große Auszeichnung. Dies und unsere aktuellen Forschungen motivieren uns, weiter auf dem Gebiet der künstlichen Photosynthese zu forschen“, so Dietzek. 

Zum Preis „Forcheurs Jean-Marie Lehn“:

Die Abteilung für Wissenschaft und Technologie der Französischen Botschaft in Deutschland organisiert unter der Schirmherrschaft von Chemie-Nobelpreisträger Professor Jean-Marie Lehn und in Partnerschaft mit der Deutsch-Französischen Hochschule sowie den Unternehmen BASF Frankreich und Sanofi Deutschland einen Preiswettbewerb zur Auszeichnung einer deutsch-französischen Wissenschaftskooperation in den Disziplinen Chemie, Gesundheit oder Pharmakologie. Mit dem Preis „Forcheurs Jean-Marie Lehn“ wird die herausragende Forschungszusammenarbeit deutscher und französischer Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen gewürdigt. „Forcheur“ ist ein Kunstwort aus dem deutschen Wort Forscher und dem französischen Synonym „Chercheur“.

Die Forschungsarbeiten von Prof. Dietzek wurden in den vergangenen Jahren unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Freistaat Thüringen gefördert.

Benjamin Dietzek (links) und Vincent Artero (rechts) forschen gemeinsam auf dem Gebiet der künstlichen Photosynthese.Quelle: Französische Botschaft

Benjamin Dietzek (links) und Vincent Artero (rechts) forschen gemeinsam auf dem Gebiet der künstlichen Photosynthese.Quelle: Französische Botschaft